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Kapelle
Unweit Hinterzarten und Breitnau, grüßt zwischen Wäldern und Bergen, das spitze Türmchen der Kapelle vom Heiligenbrunnen. Man sieht es dem schlichten Bau nicht an, dass es sich um ein altes Heiligtum handelt, das in der engeren Heimatgeschichte von Neustadt und dem Hochschwarzwald von gewisser kultureller Bedeutung war.
Die „Capella S. Margarthae Virginis et Martyris in Fonte Sancto“, oder, wie es in alten Urkunden heißt, das „Kirchlein St. Margrethen beim heiligen Bronnen“, stand vor über 450 Jahren schon an diesem Platz, and dem sich die zwei alten Pfarreien Neustadt und Breitnau begegnen. Über 300 Jahre wurde es von den Pfarrern von Neustadt betreut; es gehört heute zum Pfarrbezirk Titisee, befindet sich aber im Privatbesitz der Wirtefamilie Ketterer, welcher die gute Erhaltung der Kapelle zu danken ist.
Die große Bedeutung von Heiligenbrunnen zeigen Berichte über Jahrhunderte über regelmäßige Gottesdienste, Jahrtage mit Amt und Chorgesang, dann über das Margarethenfest im Juli, mit großem Zulauf des Volkes. Flurprozessionen führten von hier bis nach Neustadt und Lenzkirch. Auch von der Sitte, Feldfrüchte als Opfergaben auf den Altar zur legen, wird berichtet. Noch heute begeht die Pfarrei Christkönig in Titisee einen Advents- und Fastengottesdienst in der Kapelle; wohin jeden Sommer auch Wallfahrt der Frauen führt.
Am 1. Juli 1519 erhielt Kaspar Neser (1520-1536 Pfarrer von Neustadt) die Erlaubnis, in Heiligenbrunnen die Messe zu lesen. Das ist die früheste Erwähnung der Kapelle. Um 1650 hören wir von Erneuerungsarbeiten an Dach und Mauerwerk, was die rauhe Witterung des Hochschwarzwaldes bedingte. 1656 wurde ein hölzerner Vorbau erstellt, wie er auch heute besteht, eine neue Glocke und ein Altarbild bestellt. 1658 wurde ein neuer Altar von keinem Geringeren als dem Bischof von Konstanz geweiht, was die Bedeutung der Kapelle bestätigt. 1710 wurde sie erneuert und vergrößert, ob jedoch völlig neu gebaut, ist nicht festzustellen.
Im Anniversarienbuch von 1783 berichtet der Neustädter Pfarrer Rimmelin, dass die Schutzheiligen der Kapelle die hl. Jungfrau Maria, die hl. Märtyrerin Margaretha und die hl. Witwe Notburga waren. Rimmelin hat uns auch die Legende der Notburga aus dem Volksmund überliefert: Notburga, eine Königin von Schottland, wurde nach dem frühen Tod ihres Gatten vertrieben und kam auf ihrem Weg in die Verbannung, nur von einer Dienerin begleitet, in „suevia“ (Schwaben) nach dem Orte Buehl. Hier gebar die Königin 9 Kinder, wovon eines gleich nach der Geburt starb. Da an diesem Ort kein Wasser zu finden war, befahl die Königin ihrer Dienerin, mit ihrem Stab an einen Felsen zu schlagen, woraus als dann eine starke Quelle entsprang.
Notburga wusch und taufte damit ihre Kinder und blieb an dieser Stelle wohnen. Durch die Nachricht von dem wunderbaren Wasser zogen Menschen in die Gegend , unter denen aber bald Streit und Zank ausbrach. Darum wanderte Notburga tiefer in die Berge hinein und hat auch dort mit Hilfe ihres Stabes einen Brunnen geschlagen, der heute noch im Heiligenbrunnen fließt. So, in gekürzter Form, die alte Sage.
In der alten Legende über die Königin Notburga verbirgt sich ein geschichtlicher Kern. In dem Orte Bühl bei Waldshut am Oberrhein wird heute noch die hl. Notburga verehrt und ihr Grab gezeigt. Sie gilt dort als Fürsprecherin gebärender Frauen. Auch vom Heiligenbrunnen wird berichtet, dass Frauen, die hinfällig sind, oder ihrer schweren Stunde entgegensehen, die Hilfe der Heiligen anrufen. Es war früher der Brauch durch die Jahrhunderte hindurch, die alte Statue der Notburga aus der Kapelle mit in die Häuser zu nehmen, damit bei der Geburt alles gut gehe. Immer, wenn eine Geburt bevorstand, und das galt früher weit häufiger als heute, war die Statue in der Geburtsstube. Die herausnehmbaren 8 Kinder, die die Figur im Arme trug, sind dabei wohl zum Teil verlorengegangen.
Neben der Kapelle stand seit jeher das Haus des Meßmers, der die Kapelle betreute und beim Gottesdienst diente. Er zahlte eine geringe Pacht an den Pfarrer in Neustadt für Haus und Wiesen und erwarb dazu als Handweber oder Tagelöhner seinen Lebensunterhalt. Der älteste bekannte Meßmer war Jacobus Spiegelhalder †1621, nach ihm Anton Tröscher um 1625, Paul Ketterer um 1635, Matheis Ketterer um 1641. Dann Bartholomä Spiegelhalder †1703, 62 Jahre Meßmer, Ahnherr einer langen Reihe von Spiegelhaldern. Samuel Spiegelhalder 1654-1730, Sebastian Spiegelhalder 1698-1771, Anton Spiegelhalder *1740, Wirt und Handweber, Andreas Spiegelhalder *1773, Wirt und Leineweber. Ihm wurde das Meßmerhaus 1801 zum Kauf überlassen, wie es hieß „ein altes hölzernes Haus mit Wirtsgerechtigkeit, wenig Wies, Acker, wildes Bergland, etwas Wald“. Auf ihn folgten Martin Spiegelhalder und Friedrich Spiegelhalder †1896, der letzte von 7 Generationen von Meßmern seines Namens.
Das Wirtshaus zum Heiligenbrunnen besteht somit gut 200 Jahre; die jetzigen Besitzer Ketterer stammen vom Benediktenhof in der Schildwende.
J. St. (nach Dekan Haug, Chronik der Pfarrei Neustadt)
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